Wednesday, November 05, 2014

Das Ei des Columbus


Gabriel Fernandes' puzzle blog entry yesterday on the Logic Egg had me thinking about the Richter original called Ei des Columbus, which came out in 1893 to coincide with the 400th anniversary of Christopher Columbus' rediscovery of the Americas. Unbeknownst to me, Columbus' egg was then already a well-worn idiom in Germany, based on an apocryphal account of Columbus shaming his opponents by coming up with something outside the box. In short, Columbus' discovery is belittled by those present at a get-together who suggest that "any of us" could have found the New World. Columbus asks his detractors to stand an egg on its end, something that they are unable to accomplish. So he shows them how by gently hitting the egg onto the table so that its cracked shell now gives it support. Yes, he implores, any of us can do it.

Here is my transcription (I've shortened any long s occurrences but have left the sharp s as is) of the tale from Friedrich Förster's 1842 Christoph Columbus:

     Wir dürfen den Entdecker der neuen Welt nicht zur zweiten Fahrt dahin abreisen lassen, ohne jenes Gastmahles zu gedenken, bei welchem ein sinnreicher Einfall von ihm Veranlassung zu einem Sprüchworte wurde, welches eine eben so weite Verbreitung erhalten hat, wie sein welthistorischer Name; wer hörte nicht von dem Ei des Columbus? Bei einem Feste, welches der Cardinal Mendoza dem Admiral zu Ehren veranstaltete, hielt er ihm eine große Lobrede wegen der von ihm gemachten Endeckung, welche er den größten Sieg nannte, den jemals der Geist eines einzigen Mannes erfochten habe. Die anwesenden Herren vom Hofe nahmen es übel auf, daß einem Ausländer, noch dazu einem Manne, der nicht ein Mal von nobler Herkunst sei, so große Auszeichnung erwiesen würde. "Mich dünkt", bub einer der königlichen Kammerherren an, "der Weg nach der sogenannten neuen Welt war nicht so schwer zu finden, der Ocean stand überall offen und kein Spanischer Seefahrer würde den Weg verfehlt haben." Mit vornehmem Gelächter, hinter welches sich so gern die Dummheit verbirgt, gab die Gesellschaft dieser Aeußerung ihren Beifall zu erkennen und mehrere Stimmem riefen: "o, das hätte ein Jeder von uns gekonnt!"
     "Ich bin weit entfernt", entgegnete Columbus, "mir etwas als Ruhm anzumaßen, was ich nur einer gnädigen Fügung des Himmels zuschreiben darf; indessen kommt es doch bei vielen Dingen in der Welt, welche uns leicht auszuführen scheinen, oft nur darauf an, daß sie ein Anderer uns vormacht. Dürft’ ich", sagte Columbus zu jenem Kammerherrn gewendet, "Ew. Excellenz wohl ersuchen, dies Ei — er hatte sich von einem Diener ein Hühnerei bringen lassen — so auf die Spitze zu stellen, daß es nicht umfällt?" Die Excellenz versuchte von der einen, wie von der anderen Seite vergeblich, daß Ei zum Stehen zu bringen. Der Nachbar hat es sich aus, es gelang ihm eben so wenig; nun drängten sich die Anderen dazu, ein jeder wollte den Preis gewinnen, allein weder mit Eifer noch mit Ruhe war es möglich, das Kunststück auszuführen. "Es ist unmöglich!" riefen die Hidalgos, "Ihr verlangt Unausführbares!" — "Und doch", sagte Columbus, "werden diese Herren sogleich sagen: das kann ein Jeder von uns auch!" Jetzt nahm er das Ei, und setzte es mit einem leichten Schlag auf den Tisch, so daß es auf der eingedrückten Schale fest stand. — "Ja! das kann ein Jeder von uns!" riefen die Hidalgos; seitdem hört man oft sagen, wenn eine glückliche Erfindung gemacht wurde, zu welcher ein jeder sich klug genugt dünkt: "das Ei des Columbus!"

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